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Antiphonarium (oder Graduale) mit historisierter Initiale. Pergament, 56 × 43 cm. Einspaltig, 5 Zeilen Text (Rotunda) und Neumen auf Tetragrammen, auf der Rectoseite historisierte Initiale. Der Binnenraum der historisierten Initiale G(audeat ecclesia) weist die Halbfigur des betenden hl. Antonius von Padua auf - eines portugiesischen Theologen, der zunächst Augustinerchorherr war und 1220 zu den Franziskanern übertrat. Der Franziskaner-Heilige trägt traditionell eine langstielige weiße Lilie. Der Hintergrund dazu ist einfarbig gestaltet (hellrot mit dunkelroten Fadenranken), wogegen der Initialstamm in Rosatönen absticht, auf denen Weißlinienfiligran (querständige Blätter) sitzt. Auffällig sind die kurzen Blattausläufer, die an den Ecken des rechteckigen goldenen Initialfeldes herausragen, denn diese langgezogenen, mehrfach spitz gelappten Profilblätter, die übrigens jeweils auf der gegenständigen Seite erheblich dunklere Schattenpartien haben, sind mit weißen Linien und auf die Blätter aufgesetzte Perlen strukturiert. Die Blätter erinnern an zwei zusammengehörige Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München (Clm 6522 und Clm 6523), die möglicherweise im Auftrag der Familie Degli Azzoni Avogadro entstanden sind, deren Wappen sie tragen. Diese Handschriften wurden um 1470 in der Lombardei, vielleicht sogar in Bergamo illuminiert, einige Ähnlichkeiten - gerade der Heiligenfigur des vorliegenden Blattes - führen in das stilistische Umfeld des Buchmalers Jacopo da Balsemo (ca. 1452 bis ca. 1503). Zum einstigen Antiphonarium, aus dem das Blatt herausgelöst wurde, gehörte es als Blatt 96 (foliiert auf der Rectoseite). Dr. Ulrike Bauer-Eberhardt. Pergament mit Randläsuren, oben und unten im Randbereich leicht fleckig, ca 1 cm Fehlstelle am unteren Rand sowie altersbedingte Gebrauchsspuren. Lit.: Ulrike Bauer-Eberhardt, Katalog der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München, Bd. 6: Die illuminierten Handschriften italienischer Herkunft in der Bayerischen Staatsbibliothek, Teil 2: Von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis um 1540. Wiesbaden 2014, Kat. 78, 79.
Mindestpreis: 4000 EUR
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